Wie Parkinson beginnt, fortschreitet und begleitet werden kann
- Einleitung
- Was ist Parkinson?
- Der Verlauf von Parkinson – Überblick
- Frühe Phase: Prodromalstadium
- Mittlere Phase: Die klassischen Symptome
- Fortschreitende Phase: Symptome und Lebensqualität
- Späte Phase: Schwere Symptome und Pflegebedürftigkeit
- Umgang mit Parkinson im Alltag
- Forschung und Hoffnung: Neue Ansätze
- Fazit
- Quellen
1. Einleitung
Die Parkinson-Krankheit gehört zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen weltweit und betrifft vor allem Menschen ab dem mittleren bis höheren Lebensalter. Gekennzeichnet durch den fortschreitenden Verlust dopaminproduzierender Nervenzellen, verändert sie das Leben der Betroffenen schrittweise und nachhaltig. Der Parkinson-Verlauf ist dabei individuell unterschiedlich, verläuft jedoch in vorhersehbaren Phasen, die von leichten Vorboten bis hin zu erheblichen Einschränkungen reichen (Armstrong & Okun, 2020).
Dieser Artikel bietet einen klaren Überblick über den Parkinson-Verlauf. Er richtet sich an Menschen, die selbst betroffen sind, sowie an Angehörige, die die Krankheit und ihre Entwicklung besser verstehen möchten. Ein umfassendes Wissen darüber, wie sich Parkinson entwickelt, bietet die Chance, frühzeitig bestmögliche Vorkehrungen zu treffen und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten.
Warum ist es wichtig, den Verlauf zu kennen? Parkinson entwickelt sich schleichend, und die ersten Anzeichen werden häufig übersehen oder fehlinterpretiert. Mit dem Fortschreiten der Krankheit treten neben den bekannten motorischen Störungen wie Zittern und Steifigkeit auch nicht-motorische Symptome auf, die den Alltag erheblich beeinflussen können (Jankovic & Tan, 2020). Ein Verständnis des Krankheitsverlaufs hilft Betroffenen und Angehörigen, die Krankheit besser einzuordnen und gemeinsam passende Strategien für jede Phase zu entwickeln.
Indem wir die Phasen des Parkinson-Verlaufs Schritt für Schritt erklären, schaffen wir Orientierung und geben Zuversicht: Auch wenn Parkinson bisher nicht heilbar ist, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und den Alltag aktiv zu gestalten (Tambasco et al., 2018).
2. Was ist Parkinson?
„Die Parkinson-Krankheit ist eine neurodegenerative Störung, die durch die wichtigsten motorischen Merkmale wie Bradykinese, Rigor, Haltungsinstabilität und Ruhetremor sowie durch nicht-motorische Symptome wie Depression und Hyposmie gekennzeichnet ist“ (Tambasco et al., 2018, S. 1239).
Parkinson entsteht durch das Absterben von Nervenzellen in der Substantia nigra, einem Bereich im Mittelhirn, der Dopamin produziert. Der Mangel an diesem Neurotransmitter führt zu den typischen motorischen Symptomen (Tambasco et al., 2018). Bereits vor dem Auftreten sichtbarer Bewegungsstörungen können frühe nicht-motorische Anzeichen wie Schlafstörungen oder Riechverlust auftreten (Jankovic & Tan, 2020).
Die Ursachen von Parkinson sind komplex: Genetische Mutationen, etwa im SNCA- oder LRRK2-Gen, können das Risiko erhöhen, die meisten Fälle treten jedoch ohne erkennbare familiäre Häufung auf. Umweltfaktoren wie Pestizide und Schwermetalle gelten ebenfalls als mögliche Risikofaktoren, während Nikotin und Koffein paradoxerweise mit einem geringeren Risiko verbunden sind (Armstrong & Okun, 2020). Zusätzlich wird die Bildung von Lewy-Körperchen diskutiert, Eiweißablagerungen, die die Zellfunktion stören und zum Zelltod beitragen (Armstrong & Okun, 2020).
3. Der Verlauf von Parkinson – Überblick
Der Parkinson-Verlauf ist geprägt durch einen schleichenden Beginn und eine individuelle, schrittweise Verschlechterung der Symptome. Obwohl die Erkrankung bei allen Betroffenen durch den Verlust von Nervenzellen in der Substantia nigra verursacht wird, unterscheidet sich der Verlauf von Person zu Person erheblich. Einige erleben über Jahre hinweg nur milde Beeinträchtigungen, während andere eine schnellere Verschlechterung der Symptome erfahren (Armstrong & Okun, 2020).
3.1 Einführung in die Phasen des Krankheitsverlaufs
Der Parkinson-Verlauf lässt sich in drei Hauptphasen unterteilen: die frühe Phase (Prodromalstadium), die mittlere Phase und das Spätstadium.
- In der frühen Phase treten erste nicht-motorische Symptome wie Schlafstörungen, Riechverlust und Verdauungsprobleme auf, die oft übersehen oder anderen Ursachen zugeschrieben werden.
- In der mittleren Phase manifestieren sich die klassischen motorischen Symptome wie Zittern, Muskelsteifigkeit und Verlangsamung der Bewegungen. Hier beginnt die Krankheit, den Alltag spürbar zu beeinträchtigen.
- Im Spätstadium verschlechtern sich sowohl motorische als auch nicht-motorische Symptome erheblich. Die Selbstständigkeit nimmt ab, und die Betroffenen sind zunehmend auf Unterstützung angewiesen (Jankovic & Tan, 2020).
Der Krankheitsverlauf bei Parkinson variiert stark. Die Unterschiede hängen von Faktoren wie dem Alter bei Krankheitsbeginn, genetischen Prädispositionen, Lebensstil und Begleiterkrankungen ab. Bei jüngeren Patienten schreitet der Parkinson-Verlauf häufig langsamer voran, während ältere Betroffene oft eine schnellere Progression erleben (Tambasco et al., 2018).
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Art der Symptome. Weitere Informationen zu den Symptomen finden Sie in einem separaten Artikel. (Hier dann Link zum anderen Artikel)
3.2 Vergleich zwischen langsamer und schneller Progression
Ein langsamer Parkinson-Verlauf ist meist durch einen milden Beginn, eine gute Reaktion auf Medikamente wie Levodopa und eine relativ stabile Lebensqualität gekennzeichnet. Patienten mit dieser Verlaufsform behalten oft über viele Jahre hinweg ein hohes Maß an Unabhängigkeit.
Bei einer schnellen Progression hingegen treten früh schwerwiegende motorische Einschränkungen und nicht-motorische Symptome auf. Diese Form des Verlaufs ist häufig mit einer geringeren Medikamentenwirkung und einer raschen Abnahme der Lebensqualität verbunden (Jankovic & Tan, 2020). Studien haben gezeigt, dass bestimmte genetische Faktoren und Umweltbelastungen zur schnellen Progression beitragen können (Tambasco et al., 2018).
4. Frühe Phase: Prodromalstadium
Der Parkinson-Verlauf beginnt oft lange vor dem Auftreten der klassischen motorischen Symptome wie Zittern oder Bewegungsverlangsamung. „Der Begriff ‚prodromale‘ Parkinson-Krankheit bezieht sich auf eine Phase (bis zu 15–20 Jahre vor dem Auftreten motorischer Symptome), in der klinische Anzeichen der Krankheit nicht offensichtlich sind, die zugrunde liegende Neurodegeneration jedoch bereits begonnen und fortgeschritten ist“ (Jankovic & Tan, 2020).
Eine der häufigsten Vorboten im Parkinson-Verlauf sind Riechstörungen, auch Hyposmie genannt. Betroffene bemerken, dass ihr Geruchssinn schleichend nachlässt oder ganz verschwindet. Studien zeigen, dass dieser Verlust bereits bis zu zehn Jahre vor den motorischen Symptomen auftreten kann und bei mehr als 70 % der Parkinson-Patienten zu beobachten ist (Armstrong & Okun, 2020).
Ein weiteres wichtiges Anzeichen ist die REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD). Normalerweise ist der Körper während der REM-Schlafphase gelähmt. Bei Menschen mit RBD fällt diese Hemmung weg, und sie bewegen sich unkontrolliert, sprechen oder schlagen um sich. Diese Störung gilt als starker Indikator für eine spätere Parkinson-Diagnose. Mehr als 90 % der Patienten mit isolierter RBD entwickeln im Laufe der Jahre eine neurodegenerative Erkrankung wie Parkinson (Jankovic & Tan, 2020).
Auch Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung sind frühe Symptome im Parkinson-Verlauf. Sie entstehen durch eine gestörte Darmbewegung, die vermutlich auf eine frühe Beteiligung des Nervensystems im Magen-Darm-Trakt zurückzuführen ist (Armstrong & Okun, 2020). Zusätzlich leiden viele Betroffene an Depressionen oder Angststörungen, die oft Jahre vor der Diagnose auftreten. Diese Symptome entstehen durch neurochemische Veränderungen, insbesondere einen Mangel an Serotonin und Dopamin.
Da die nicht-motorischen Symptome unspezifisch sind, werden sie häufig nicht mit Parkinson in Verbindung gebracht. Riechstörungen können etwa fälschlicherweise mit Alterungsprozessen erklärt werden, während Schlafprobleme und Verdauungsstörungen oft als eigenständige Beschwerden wahrgenommen werden. Dies führt dazu, dass viele Betroffene erst spät eine Diagnose erhalten, wenn motorische Symptome offensichtlich werden (Tambasco et al., 2018).
Exkurs: Früherkennung – Welche Rolle spielen Biomarker?
Die Früherkennung von Parkinson ist ein zentraler Forschungsbereich, um den Parkinson-Verlauf früher zu beeinflussen. Biomarker, also messbare Indikatoren für die Krankheit, spielen dabei eine entscheidende Rolle.
- Neuroimaging: Bildgebende Verfahren wie die Dopamin-Transporter-Szintigraphie (DaT-SCAN) können bereits in frühen Stadien Veränderungen im Dopamin-Stoffwechsel sichtbar machen (Armstrong & Okun, 2020).
- α-Synuclein-Ablagerungen: Im Prodromalstadium lagern sich Fehlfaltungen des Proteins α-Synuclein in Nervenzellen ab. Tests auf α-Synuclein in der Haut, im Blut oder im Liquor (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) sind derzeit Gegenstand intensiver Forschung (Jankovic & Tan, 2020).
- Genetische Marker: Mutationen in Genen wie LRRK2 oder GBA erhöhen das Risiko für Parkinson und könnten in Zukunft zur Identifizierung von Risikopatienten genutzt werden (Tambasco et al., 2018).
5. Mittlere Phase: Die klassischen Symptome
In der mittleren Phase des Parkinson-Verlaufs treten die typischen motorischen Symptome auf, die die Krankheit für Betroffene und Angehörige klar erkennbar machen. Diese Phase markiert oft den Punkt, an dem die Diagnose gestellt wird und therapeutische Maßnahmen beginnen. Neben den motorischen Problemen spielen auch nicht-motorische Symptome eine zunehmende Rolle, die den Alltag erheblich beeinflussen können. Zu den motorischen Symptomen gehören Zittern (Tremor), Steifheit (Rigor) und eine verlangsamte Bewegung (Bradykinese). Nicht-motorische Beschwerden sind Schlafprobleme, Stimmungsschwankungen und Verdauungsprobleme.
In der mittleren Phase des Parkinson-Verlaufs erfolgt die Diagnose meist anhand der klinischen Symptome. Ein Neurologe stellt die Diagnose basierend auf den Kriterien der Bradykinese in Kombination mit Tremor oder Rigor.
Die Therapie beginnt in der Regel mit einer medikamentösen Behandlung, die auf die Linderung der Symptome abzielt. Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern und die Alltagsfunktionen so lange wie möglich zu erhalten.
6. Fortschreitende Phase: Symptome und Lebensqualität
In der fortschreitenden Phase des Parkinson-Verlaufs verschlimmern sich die motorischen und nicht-motorischen Symptome. Die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, nimmt zunehmend ab, was sowohl die Lebensqualität der Betroffenen als auch die ihrer Angehörigen erheblich beeinträchtigt. „Motorische und nicht-motorische Fluktuationen entwickeln sich bei bis zu 75 % der Patienten nach 4 bis 6 Jahren Levodopa-Behandlung und beeinträchtigen die Lebensqualität der Patienten erheblich“ (Tambasco et al., 2018).
Diese Phase erfordert eine kontinuierliche Anpassung der Therapie, um Symptome zu lindern und den Alltag bestmöglich zu unterstützen.
6.1 Zunehmende Einschränkungen in Beweglichkeit und Alltag
Mit dem Fortschreiten des Parkinson-Verlaufs verstärken sich motorische Störungen wie Tremor, Rigor und Bradykinese. Die Gehfähigkeit wird zunehmend eingeschränkt; Betroffene entwickeln oft ein schlurfendes Gangbild, eine verkürzte Schrittlänge und neigen zu plötzlichem „Einfrieren“ der Bewegung (Freezing of Gait). Auch die Sturzgefahr nimmt deutlich zu (Armstrong & Okun, 2020).
Alltägliche Aktivitäten wie Essen, Ankleiden oder Schreiben werden mühsamer und erfordern mehr Zeit und Unterstützung. Viele Patienten benötigen in dieser Phase Hilfsmittel wie Gehhilfen oder Rollstühle, um ihre Mobilität zu erhalten.
6.2 Dyskinesien und On/Off-Phänomene
Ein weiteres charakteristisches Problem der fortgeschrittenen Phase sind Dyskinesien und On/Off-Phänomene.
- Dyskinesien sind unkontrollierte, übermäßige Bewegungen, die vor allem bei hohen Levodopa-Dosierungen auftreten. Sie äußern sich durch ruckartige oder tänzelnde Bewegungen, die Arme, Beine oder den Rumpf betreffen können.
- On/Off-Phänomene beschreiben plötzliche Schwankungen der Medikamentenwirkung: Während der „On“-Phase wirken die Medikamente, und die Beweglichkeit ist verbessert; während der „Off“-Phase treten starke Bewegungseinschränkungen auf (Tambasco et al., 2018).
6.3 Psychische Belastungen: Demenz, Halluzinationen, Depression
Neben den motorischen Einschränkungen führen psychische Symptome in der fortschreitenden Phase zu zusätzlichen Herausforderungen, wie Demenz, Halluzinationen, oder Depression und Apathie.
6.4 Anpassung der Therapie
In der fortschreitenden Phase des Parkinson-Verlaufs ist eine kontinuierliche Anpassung der Therapie notwendig, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Hierzu zählen medikamentöse Anpassungen, Tiefe Hirnstimulation (THS) und Multidisziplinäre Therapie – wie Physiotherapie, Ergotherapie, oder Logopädie.
7. Späte Phase: Schwere Symptome und Pflegebedürftigkeit
In der späten Phase des Parkinson-Verlaufs nehmen die körperlichen und geistigen Einschränkungen drastisch zu. Die Symptome sind nicht mehr nur belastend, sondern führen häufig zu einem vollständigen Verlust der Selbstständigkeit. Betroffene sind in diesem Stadium auf umfassende Unterstützung angewiesen, sowohl durch Angehörige als auch durch professionelle Pflegedienste.
7.1 Verlust der Selbstständigkeit: Gehschwierigkeiten, Schluckstörungen, Stürze
Die Beweglichkeit ist in der späten Phase des Parkinson-Verlaufs stark beeinträchtigt. Gehschwierigkeiten nehmen zu, und viele Patienten entwickeln eine ausgeprägte Gangunsicherheit. „In der fortgeschrittenen Parkinson-Krankheit schreitet die Pathologie bis zu den Großhirnrinden fort, was zu kognitiven Beeinträchtigungen und Halluzinationen führt“ (Armstrong & Okun, 2020).
Ein weiteres zentrales Problem sind Schluckstörungen (Dysphagien), die durch die zunehmende Steifheit der Rachenmuskulatur entstehen. Diese können zu einer Aspirationspneumonie führen, einer der häufigsten Todesursachen bei Parkinson-Patienten (Jankovic & Tan, 2020). In dieser Phase fällt es Betroffenen zunehmend schwerer, selbstständig zu essen und zu trinken.
7.2 Rolle der Angehörigen und Pflegedienste
In der späten Phase sind viele Patienten vollständig auf die Hilfe anderer angewiesen. Angehörige spielen dabei oft die wichtigste Rolle, stehen jedoch vor großen emotionalen und körperlichen Herausforderungen. Sie übernehmen Aufgaben wie die Unterstützung bei der Körperpflege, Ernährung und Mobilität. Der Pflegeaufwand kann sehr hoch sein und führt nicht selten zu Erschöpfung und Überforderung der Angehörigen.
Hier können professionelle Pflegedienste entlastend wirken. Sie bieten nicht nur körperliche Unterstützung, sondern auch emotionale Begleitung. Spezialisierte Pflegekräfte sind zudem geschult, mit den besonderen Anforderungen des Parkinson-Verlaufs in der späten Phase umzugehen, wie der Lagerung von immobilen Patienten oder der Nahrungsaufnahme bei Dysphagien (Tambasco et al., 2018).
7.3 Palliative Ansätze zur Verbesserung der Lebensqualität
Da Parkinson in der späten Phase unheilbar ist und die Lebensqualität zunehmend abnimmt, gewinnen palliative Ansätze an Bedeutung. Ziel der palliativen Betreuung ist nicht mehr die Bekämpfung der Krankheit selbst, sondern die Linderung von Beschwerden und die Erhaltung der Lebensqualität.
- Symptomkontrolle: Schmerzen, Schluckstörungen, Atemprobleme und psychische Belastungen wie Angst und Depression werden gezielt behandelt.
- Psychosoziale Unterstützung: Gesprächstherapien oder psychologische Begleitung helfen sowohl Betroffenen als auch Angehörigen, mit der schwierigen Situation besser umzugehen.
- Hospizangebote: Für Patienten in der Endphase der Erkrankung bieten Hospize eine umfassende Betreuung, die medizinische, pflegerische und seelische Unterstützung vereint (Armstrong & Okun, 2020).
8. Umgang mit Parkinson im Alltag
Ein strukturierter Alltag ist entscheidend, um den Parkinson-Verlauf positiv zu beeinflussen und die Lebensqualität langfristig zu erhalten. Neben medikamentöser Therapie helfen gezielte Maßnahmen wie Bewegung, eine angepasste Ernährung und die Nutzung von Hilfsmitteln, den Herausforderungen des Alltags besser zu begegnen.
Regelmäßige körperliche Aktivität ist ein wichtiger Bestandteil der Parkinson-Therapie. Regelmäßige Bewegung stärkt die Muskulatur, verbessert die Beweglichkeit und wird in Studien mit einer möglichen Verlangsamung des Krankheitsverlaufs in Verbindung gebracht. Physiotherapie spielt dabei eine zentrale Rolle. Und auch gezielte Übungen und praktische Tipps – wie bewusste Bewegungen oder der Einsatz von Musik, können helfen. Auch ausreichend Schlaf und Stressmanagement wirken sich positiv auf den Krankheitsverlauf aus (Armstrong & Okun, 2020).
Eine ausgewogene Ernährung ist ebenfalls wichtig, um den Parkinson-Verlauf zu unterstützen. Dabei gibt es einige spezielle Aspekte, die Betroffene beachten sollten, wie ballaststoffreiche Kost, Proteinmanagement und Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren – also Fisch, Nüsse und grünes Gemüse.
Mit zunehmendem Fortschreiten des Parkinson-Verlaufs können Hilfsmittel – wie Gehhilfen, Haltegriffe im Bad, oder spezielle Bestecke – und soziale Unterstützung, wie der Austausch mit anderen Betroffenen, oder eine Pflegeberatung, den Alltag erleichtern.
9. Forschung und Hoffnung: Neue Ansätze
Die Parkinson-Forschung hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht. Wissenschaftler weltweit arbeiten daran, die Mechanismen der Erkrankung besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu entwickeln. Obwohl der Parkinson-Verlauf bislang nicht aufgehalten werden kann, eröffnen aktuelle Entwicklungen Hoffnung auf wirksamere Behandlungen, die die Lebensqualität von Betroffenen langfristig verbessern könnten.
9.1 Aktuelle Entwicklungen in der Parkinson-Forschung
Ein Schwerpunkt der Forschung liegt auf dem Verständnis der molekularen und genetischen Ursachen von Parkinson. Studien zu α-Synuclein, dem Hauptbestandteil der krankheitstypischen Lewy-Körperchen, zeigen, dass fehlgefaltete Proteine eine Schlüsselrolle bei der Krankheitsentwicklung spielen. Therapien, die diese Fehlfaltungen verhindern oder rückgängig machen, könnten den Krankheitsverlauf verlangsamen (Jankovic & Tan, 2020).
Darüber hinaus erforschen Wissenschaftler Biomarker, die eine Früherkennung von Parkinson ermöglichen. Verfahren wie die Analyse von Liquor oder Hautproben auf α-Synuclein-Ablagerungen könnten in Zukunft eine Diagnose lange vor dem Auftreten motorischer Symptome erlauben (Armstrong & Okun, 2020).
9.2 Gen-Therapie, Stammzellen und neue Medikamente
Ein vielversprechender Ansatz in der Forschung ist die Gen-Therapie. Sie zielt darauf ab, genetische Mutationen zu korrigieren oder spezifische Gene zu modulieren, die den Krankheitsverlauf beeinflussen. Beispiele sind Therapien, die das GBA- oder LRRK2-Gen adressieren, welche bei bestimmten Patienten Mutationen aufweisen und den Krankheitsverlauf beschleunigen (Tambasco et al., 2018).
Stammzelltherapien bieten eine weitere Hoffnung. Dabei werden Stammzellen genutzt, um zerstörte dopaminerge Nervenzellen zu ersetzen und die Dopaminproduktion im Gehirn wiederherzustellen. Erste klinische Studien zeigen positive Ergebnisse, sind jedoch noch in einem frühen Stadium.
Auch die Entwicklung neuer Medikamente schreitet voran. Forscher testen aktuell Substanzen, die die Neuroinflammation hemmen oder die Mitochondrienfunktion stabilisieren. Neue Formen der Immuntherapie setzen auf Antikörper, die gezielt gegen α-Synuclein-Ablagerungen wirken und so die Ausbreitung der Krankheit verhindern sollen (Jankovic & Tan, 2020).
9.3 Der Blick in die Zukunft: Chancen für bessere Therapien
Der Blick in die Zukunft der Parkinson-Forschung ist vielversprechend. Die Kombination aus Früherkennung, gezielter Gentherapie und innovativen Stammzellverfahren könnte den Parkinson-Verlauf revolutionieren. Ziel ist es, die Krankheit nicht nur zu behandeln, sondern sie bereits in ihrer Entstehung zu stoppen.
Darüber hinaus spielen personalisierte Therapien eine zunehmend wichtige Rolle. Fortschritte in der Genetik und Biotechnologie ermöglichen es, Behandlungen individuell an die genetischen und klinischen Merkmale der Patienten anzupassen.
10. Fazit
Der Parkinson-Verlauf ist individuell unterschiedlich, verläuft jedoch in klaren Phasen. Von den ersten unauffälligen Anzeichen im Prodromalstadium bis zu den motorischen Einschränkungen der mittleren und späten Phase stellt die Krankheit Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Während motorische Symptome wie Tremor, Rigor und Bradykinese im Vordergrund stehen, verschlechtern nicht-motorische Beschwerden wie Schlafprobleme, Stimmungsschwankungen oder kognitive Defizite die Lebensqualität erheblich (Armstrong & Okun, 2020).
Dank moderner Therapieansätze wie Levodopa, Physiotherapie und technologischer Hilfsmittel können viele Symptome gelindert und der Alltag erleichtert werden. Gleichzeitig zeigen neue Forschungsergebnisse zu Gentherapien, Stammzellen und Biomarkern, dass der medizinische Fortschritt Hoffnung für die Zukunft bietet (Jankovic & Tan, 2020; Tambasco et al., 2018).
Abschließend ist es wichtig zu betonen: Sie sind nicht allein. Es gibt zahlreiche Unterstützungsangebote, Selbsthilfegruppen und spezialisierte Pflegekräfte, die Betroffenen und ihren Angehörigen zur Seite stehen. Ein strukturierter Alltag, gezielte Therapien und der Austausch mit anderen können helfen, den Parkinson-Verlauf aktiv mitzugestalten und die Lebensqualität zu bewahren. Mit Mut, Wissen und Unterstützung lässt sich trotz der Erkrankung ein erfülltes Leben führen.
10. Quellen
11.1 Wissenschaftliche Artikel:
- Armstrong, M.J. & Okun, M.S. (2020) ‚Diagnosis and treatment of Parkinson disease: A review‘, JAMA, 323(6).
- Jankovic, J. & Tan, E.K. (2020) ‚Parkinson’s disease: Etiopathogenesis and treatment‘, Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry, 91(8).
- Tambasco, N., Romoli, M. & Calabresi, P. (2018) ‚Levodopa in Parkinson’s disease: Current status and future developments‘, Current Neuropharmacology, 16(8).
11.2 Online-Quellen:
- PARKINSON PORTAL (n.d.) ‚Die fünf Stadien der Parkinson-Erkrankung‘. Verfügbar unter: https://parkinson-portal.com/parkinson-stadien (Zugriff am: 18. Dezember 2024).
- PARKINSON PORTAL (n.d.) ‚Krankheitsverlauf‘. Verfügbar unter: https://parkinson-portal.com/krankheitsverlauf (Zugriff am: 18. Dezember 2024).
- Parkinson Stiftung (n.d.) ‚Parkinson-Krankheit‘. Verfügbar unter: https://www.parkinsonstiftung.de/informieren/themen/parkinson-krankheit (Zugriff am: 18. Dezember 2024).